Fahrtraining mit dem Rettungswagen RTW

Anfangs November absolvierten wir Auszubildenden (SRZ) im ersten Ausbildungsjahr ein eintägiges Fahrtraining mit den Rettungswagen. Dabei ging es darum, die Dimensionen und das Verhalten des RTW’s kennenzulernen und in einem geschützten Umfeld verschiedene Manöver und Übungen durchzuführen.

Ein Rettungswagen (kurz RTW) unterscheidet sich wesentlich von einem normalen Personenwagen (kurz PW). Deshalb ist es für uns Auszubildenden sehr wichtig, dass wir die Dimensionen und das Verhalten von unseren RTW’s kennen. Ein normaler RTW hat folgende Abmessungen:

RTW PW
Länge:ca. 6.60 mca. 4.70 m
Breite:ca. 2.25 mca. 2.00 m
Höhe:ca. 2.70 mca. 1.50 m
Gesmtgewicht:ca. 5’000 kgca. 1’600 kg
Getriebe:Automatik
Quelle: pixabay,com

Besonders beim Manövrieren an engen und unübersichtlichen Stellen ist eine achtsame Fahrweise ratsam. Sofern möglich, kann eine Person zur Hilfe beigezogen werden. Straßensignale, Vordächer, Markisen usw. stehen oft weit in den Weg hinein. Von der Fahrerseite aus sind diese Hindernisse wegen des toten Winkels kaum zu erkennen. Auch im Notfall sollte man daher in engen Situationen langsam und kontrolliert fahren.

Beim Fahren auf der Strasse muss dem Fahrzeugüberhang (hinten) eine besondere Beachtung geschenkt werden. Die meisten RTW’s besitzen hinten ein festes Trittbrett, welches beim Abbiegen ausschwenkt. Dabei kann man andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Deshalb muss man vor und während dem Abbiegen immer den Überhang im Seitenspiegel kontrollieren.

Bei Fahren mit Sondersignal (Blaulicht und Wechselklanghorn) ist ebenfalls höchste Vorsicht geboten. Man hat zwar das Gefühl, dass die anderen Verkehrsteilnehmer ein Fahrzeug mit Sondersignal sofort wahrnehmen und Platz machen. Dies ist aber nicht immer so. Viele Autofahrer, Velofahren und Fussgänger nehmen uns nicht wahr oder erst sehr spät. Meistens sind sie durch laute Musik (im Fahrzeug, Kopfhörer, usw.) oder sonstige Handlunge abgelenkt. Zudem wissen viele Fahrzeugführer nicht, wie man richtig reagiert, wenn ein Fahrzeug mit Sondersignal von hinten folgt. Deshalb wird von uns stets „volle Konzentration“ und „vorausschauendes Fahren“ verlangt.

Folgende Manöver / Übungen haben wir durchgeführt:

  • Einparken, seitlich (links & rechts)
  • Einparken, rückwärts
  • Zielfahren / Hindernis (schmale Latte) überfahren (links & rechts)
  • Slalom fahren (vorwärts & rückwärts)
  • Fahrzeug wenden (bei engen Platzverhältnissen)
  • Hindernis durchfahren (Abschätzen der Fahrzeugbreite)
  • Fahrzeugsicherung
  • Notbremsung
Slalomstrecke, die vorwärts und rückwärts befahren wurde..

Rückblick / Erste Erfahrung im Rettungsdienst

Nach neun Schichten wird es nun Zeit für einen ersten Rückblick. Bis jetzt hatte ich bereits fünf Tag- und vier Nachschichten, und kann dabei auf sehr interessante, anspruchsvolle, sowie verschiedene Einsätze zurück schauen.

Im ersten Ausbildungsjahr ist man bei Schutz und Rettung Zürich (kurz SRZ) immer zu dritt unterwegs. Dabei wird man jeweils von mindestens einem dipl. Rettungssanitäter oder einem Berufsbildner begleitet. Ich hatte bereits zweimal die Möglichkeit mit anderen Studierenden zusammen zu arbeiten. Dies finde ich sehr interessant und lehrreich. Man kann sehr viel von ihnen lernen. Zudem sieht man sehr gut, wie hoch das Niveau im zweiten, bzw. dritten Ausbildungsjahr ist, und das Niveau ist recht hoch. Es wird von den Studierenden schon recht viel verlangt. Auch von mir, am Anfang der Ausbildung, wird schon einiges verlangt. Es ist wird sehr viel Wert auf die Motivation gelegt, und es ist wichtig dass man Interesse zeigt. Seit dem zweiten Ablauf unterstütze und assistiere ich so gut es geht, und soweit meine Kompetenzen es zulassen, den Leader im Team. Dies kann ein dipl. Rettungssanitäter sein, oder ein/eine Studierender/Studierende sein. Dabei führe ich die Aufgaben aus, die mir der Leader erteilt.

Zu diesen Aufgaben gehören:

  • Monitoring (Blutdruck, Sauerstoffsättigung, 4-Kanal-EKG)
  • Infusionen vorbereiten
  • peripherer intravenöser Zugang legen
  • offene Wunden behandeln (reinigen, desinfizieren, abdecken)
  • Sauerstoff über Nasenbrille / Maske geben
  • Medikamente aufziehen, Dosierung berechnen
  • ReassessmentPatient während der Fahrt überwachen

Im Verlauf der weiteren Ausbildung im Rettungsdienst kommen immer wieder neue Aufgaben hinzu.

Was für Einsätze hatte ich bereits?

  • Selbstunfall mit Auto / mit Velo
  • Bewusstlosigkeit
  • Herz-Kreislaufstillstand 
  • Kind mit RQW (Riss-Quetsch-Wunde)
  • Fieberkrampf / Krampfanfall
  • Intoxikation (Alkohol Drogen)
  • Psychischer Notfall / Fürsorgerische Unterbringung (FU)
  • Verlegungen (Spital nach Spital)

Insgesamt hatte ich in den 9 Schichten 34 Einsätze, dies macht einen Durchschnitt von rund 4 Einsätze pro Schicht. Die aktuellen Zahlen findest du unter „Meine Einsatzstatistik“.

Erfahrungen / Erkenntnisse / Tipps

Es ist sehr wichtig, die Einsätze gründlich nach zu besprechen. Unklarheiten und Fragen sollten immer sofort geklärt werden. Es empfiehlt sich auch, für sich selbst über die verschiedenen Diagnosen, Krankheiten usw. zu recherchieren und sich Notizen zu machen. Tagsüber nutze ich die einsatzfreie Zeit, um mit Lernkarten (App) zu lernen. In der Nacht schreibe ich meistens Berichte oder Zusammenfassungen


14.4. – Nationaler Tag der Notrufnummer 144

Kennst du die Nummer des Sanitätsnotrufs? Wenn ja, dann bist du für den Fall eines Notfalls gut gerüstet. Gemäss diversen Umfragen bei der Schweizer Bevölkerung kennen nur rund 60% die Notrufnummer für medizinische Notfälle. Das ist Grund genug, für einen jährlichen nationalen Tag der Notrufnummer 144, um die Bevölkerung an diese wichtige Nummer zu erinnern.

Jedes Jahr findet daher am 14. April der Tag des Sanitätsnotrufs 144 statt. Bereits am Datum, den 14.4., sollte man an diese Notrufnummer erinnert werden. Schweizweit findet bei verschiedenen Rettungsdiensten an diesem Tag ein „Tag der offenen Tür” statt, um die Bevölkerung einen kleinen Einblick zu gewähren und natürlich den Bekanntheitsgrad der Nummer 144 zu steigern.

Der Sanitätsnotruf 144 wurde erst im Jahr 1999 in allen Schweizer Kantonen eingeführt und ersetzte die bis anhin geltenden regionalen Notfallnummern. Aber nicht nur in der Schweiz erreichst du die Sanitäts-Notrufzentralle unter der Nummer 144, auch im Fürstentum Liechtenstein und in Österreich kannst du bei einem medizinischen Notfall, über die Nummer 144 einen Rettungsdienst anfordern, beziehungsweise Hilfe per Telefon erhalten.

Was ist jedoch, wenn du dich in einer kritischen Situation nicht mehr an die Sanitäts-Notrufnummer 144 erinnern kannst? Dann kannst du natürlich auch eine andere Notrufnummer anrufen. Rufst du zum Beispiel bei der Polizei-Notrufnummer an, wirst du von der Polizeizentrale an die Notrufzentrale weitergeleitet. Viele Notrufzentralen befinden sich sogar unter dem gleichen Dach. So befindet sich im Kanton Zürich die Notrufzentrale für die Nummern 144 (Sanität) und 118 (Feuerwehr) im gleichen Gebäude. Die Notrufzentrale von Schutz und Rettung Zürich befindet sich am Flughafen Zürich (OPC) und nimmt den Sanitätsnotruf 144 für die Kantone Zürich, Schaffhausen, Schwyz und Zug, sowie den Feuerwehrnotruf 118 entgegen.

Im Fürstentum Liechtenstein wird der Sanitätsnotruf von der Landes-Notruf-Einsatz-Zentrale (LNEZ) der Landespolizei entgegengenommen.

Wer nimmt deinen Notruf entgegen? Dein Notruf wird immer von einer erfahrenen Calltakerin oder einem erfahrenen Calltaker. Dies sind speziell ausgebildete Mitarbeiter in der Notrufzentrale, die deinen Notruf entgegennehmen und wenn nötig sofort einen Rettungsdienst aufbieten. Sie sind in der Lage, anhand von standardisierten Fragen die Dringlichkeit zu erkennen. Zudem helfen sie dir auch wenn nötig, die ersten Sofortmassnahmen einzuleiten (Reanimation). Rufst du beim Sanitätsnotruf an, wirst du mit folgendem Satz entgegengenommen:

„Sanitätsnotruf 144, wo genau ist der Notfallort?“

Gib zuerst deinen genauen Standort an (z.B. Ort, Strasse, Hausnummer). Dies ist wichtig, falls der Anruf plötzlich unterbrochen wird. So weiss der Calltaker, wohin er den Rettungsdienst bzw. den Rettungswagen (kurz RTW) schicken muss. Als nächstes wirst du nach deiner Rückrufnummer gefragt. So hat der Mitarbeiter in der Notrufzentrale die Möglichkeit, dich für Rückfragen, oder bei einem Unterbruch zurückzurufen.

Wie läuft ein solcher Notruf ab? Hier ein nachgestellter Anruf auf die Sanitäts-Notrufnummer 144 :

(Quelle: youtube / schutz und rettung zürich Stand: 03.01.2017)

Hier noch weitere wichtige Notrufnummern für die Schweiz:

  • 112 Allgemeiner / Internationaler Notruf
  • 117 Polizei Notruf
  • 118 Feuerwehr Notruf
  • 143 Telefon-Seelsorge / Dargebotene Hand
  • 144 Sanitäts-Notruf
  • 145 Giftinfo / Notfallberatung
  • 1414 REGA / Rettungsflugwacht

Hier noch ein weiterer sehr interessanter Beitrag der Sendung “Einstein“ (SRF) vom 14. April 2016.

(Quelle: youtube / schweizer radio und fernsehen Stand: 15.04.2016)

Meine Tipps an dich:

  • Zögere niemals, eine Notrufnummer zu wählen. Besonders bei medizinischen Notfällen zählt jede Sekunde.
  • Auch wenn es mal nicht nötig sein sollte, einen Rettungsdienst anzufordern, wird dies die Calltakerin oder der Calltaker erkennen, und dir telefonisch weiterhelfen.
  • Gehe am besten gemäss Ampelprinzip vor: Schauen – Denken – Handeln
  • Atme vor dem Anruf nochmals kurz durch, versuche ruhig zu bleiben und bereite dich auf die wichtigsten Fragen vor:
    • Wo genau ist der Notfallort?
    • Wie ist deine Rückrufnummer?
    • Was genau ist passiert?
  • Sehr wichtig: Du kannst rechtlich nicht belangt werden bzw. zur Verantwortung gezogen werden. Auch für entstandene finanzielle Aufwendungen kannst du nicht verantwortlich gemacht werden. Daher lieber einmal zu viel anrufen.

A – Airway (Atemweg) im Primary Survey

Die Patientenuntersuchung im Primary Survey (ABCDE-Schema) läuft immer chronologisch ab. Hierbei gilt stets der Grundsatz „Treat first what kills first”. Daher beginnen wir immer mit der Untersuchung der Atemwege. Dabei stellen wir uns folgende Fragen:

  • Sind die Atemwege frei und sicher?
  • Sind die Atemwege verlegt?
  • Besteht das Risiko einer Verlegung?
  • Ist eine Atmung vorhanden?
  • Liegt eine Verletzung der Halswirbelsäule (HWS) vor?

Bereits im General Impression, der Erstbeurteilung des Patienten, erhalten wir einen erster Eindruck und können einige Fragen zum A beantworten. Spricht man den Patienten an und es kommt keine Antwort zurück, oder sind zum Beispiel die Lippen zyanotisch, muss von einer Atemwegsverlegung ausgegangen werden. Weitere mögliche Symptome beim Ersteindruck können Husten, abnorme Atemgeräusche & -bewegungen oder Bewusstseinsstörung sein. Im Primary Survey werden im A die oberen Atemwege (Mundhöhle & Rachen) und die Atmung kontrolliert. Sind sie frei und sicher, und ist eine suffiziente Atmung vorhanden, könne wir weiter zum B (Breathing – Beatmung). Wird jedoch ein A-Problem festgestellt, so muss dies umgehend behandelt und behoben werden. Um die oberen Atemwege frei zu machen und zu sichern, gibt es verschiedene Massnahmen.

  • Manuelle Manöver (ohne HWS-Trauma)
    • Head-Tilt Chin-Lift Manöver
    • Esmarch-Handgriff
  • Manuelle Manöver (mit HWS-Trauma)
    • Trauma-Jaw-Thrust
    • Trauma-Chin-Lift
  • Guedeltubus (über den Mund)
  • Wendeltubus (über die Nase)
  • Fremdkörper entfernen
    • Absaugen (Erbrochenes, Blut, usw.)
    • mit chirurgische Zange (feste Fremdkörper)
    • Heimlichmanöver
  • Larynxtubus (bei bewusstlosen Patienten, durch Notarzt)

Eine assistierte oder kontrollierte Beatmung, sowie die Gabe von Sauerstoff wird im A jedoch noch nicht durchgeführt. Diese Massnahmen folgen erst im B.

Ist der Patient gestürzt oder war er in einen Verkehrsunfall verwickelt, wird im A zudem die Halswirbelsäule-Fixation (kurz HWS-Fixation) durchgeführt. Zuerst erfolgt eine manuelle Fixation durch einen Rettungssanitäter. Anschliessend wird zur Unterstützung meistens eine HWS-Schiene (Stifneck) angelegt.

Wichtig: Wir können erst zum B (Breathing – Beatmung) weiter gehen, wenn sämtliche A-Probleme behoben sind. Man bedenke, dass eine suffiziente Beatmung im B, mit verlegten Atemwege, nicht möglich ist.

Das Airway-Management kurz erklärt:

(Quelle: youtube / Med Camp Stand: 03.08.2017)

Das ABCDE-Schema im Rettungsdienst

Um eine verletzte, kranke oder kritische Person zu beurteilen, setzen Rettungssanitäter weltweit das ABCDE-Schema ein. Es gehört zum Primary Survey und ist eine Erstbeurteilung des Patienten, die innert 2-3 min. abgeschlossen sein sollte. Das ABCDE-Schema ist eine denkbar einfache und effektive Strategie, um Patienten nach einer Prioritätenliste zu beurteilen und zu behandeln. Ganz nach dem Grundsatz „Treat first what kills first” werden zuerst die Probleme beurteilt, behandelt und gelöst, welche lebensbedrohlicher sind und schneller zum Tod führen. Erst wenn ein potentielles Problem erfolgreich behandelt wurde, geht man zum nächsten Punkt in der Beurteilung über.

Das Schema / Aufbau

  • A – Airway (Atemweg)
  • B – Breathing (Beatmung)
  • C – Circulation (Kreislauf)
  • D – Disability (Defizit, neurologisches)
  • E – Exposure/Environment (Exploration)

Ein Beispiel: Wird im A eine Atemwegsverlegung (teilweise oder vollständig verschlossene Atemwege) festgestellt, kann dies zu einem Erstickungszustand (Asphyxie) führen, bei dem der Tod wesentlich schneller eintritt, als bei einer Blutung (Hämorrhagie, C-Problem). Ausgeschlossen sind hier natürlich kritische und unkontrollierte innere und äussere Blutungen, bei denen der Blutverlust innert kurzer Zeit 1.5 Liter überschreitet. Hier würde dann folgendes Schema zur Anwendung kommen:

  • C – Critical Bleeding (kritische / unkontrollierte Blutung)
  • A – Airway (Atemweg)
  • B – Breathing (Beatmung)
  • C – Circulation (Kreislauf)
  • D – Disability (Defizit, neurologisches)
  • E – Exposure/Environment (Exploration)

Das (C-)ABCDE-Schema kurz erklärt:

(Quelle: youtube / Med Camp Stand: 06.07.2017)

Nach dem ABCDE-Schema (Primary Survey) erfolgt im Zuge eines “Team-Timeout” (auch „10 Sekunden für 10 Minuten“ genannt), die Einteilung der kranken oder verletzten Person in “kritisch” oder „nicht kritisch”. Zudem wird eine Strategie für den Transport festgelegt und die weiteren Massnahmen festgelegt.

Strategien für den Transport:

  • Load and go (laden und fahren)
  • Treat and run (versorgen und laufen)
  • Stay and play (bleiben und spielen)

Zu den einzelnen Buchstaben (A – E ), sowie zu den Themen Scene Assessment, General Impression und Secondary Survey werden ich in den nächsten Tagen jeweils einen separaten Beitrag veröffentlichen.

2. Woche – Nun folgen die ersten Fallbeispiele

Fallbeispiele Nach den Grundlagen in der ersten Woche folgen nun die ersten praktischen Fallbeispiele, in denen wir nun das Gelernte in der Praxis anwenden konnten. Bei den ersten Versuchen waren alle noch sehr aufgeregt und unsicher, aber mit jedem Fallbeispiel löste sich die Anspannung ein wenig. Unsere Aufgabe bei diesen Fallbeispielen war es, eine strukturierte Patientenbeurteilung gemäss ABCDE-Schema durchzuführen und die benötigten Massnahmen einzuleiten. Neben der Patientenbeurteilung (Primary Survey) müssen wir auch noch weitere wichtige Schritte in der Beurteilung beachten. So müssen wir darauf achten, wie wir uns auf der Einsatzstelle einrichten, und welche Gefahren dort lauern. Bei diesen Fallbeispielen hat jeweils eine/einer von uns den LEAD und führt durch die gesamte Beurteilung und delegiert weitere Schritte der Beurteilung ein seinen Partner. Somit braucht man als Rettungssanitäter neben einer guten Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz, auch eine ausgeprägte und sichere Führungskompetenz.

BLS-AED steht für „Basic Life Support“ und „Automated External Defibrillator”, und war ein weiteres Thema in dieser zweiten Woche. Hier wurden wir ebenfalls körperlich gefordert. Einen ganzen Tag waren wir mit Reanimationen in verschiedenen Szenarien beschäftigt. Die Schwierigkeit war dabei, die Notwendigkeit einer Reanimation schnellstmöglich zu erkennen und die entsprechenden Massnahmen umgehend einzuleiten. Nachdem die Reanimation erfolgreich war, stand wiederum die strukturierte Patientenbeurteilung nach ABCDE-Schema im Vordergrund. Das BLS-AED ist eigentlich die Reanimation für Laien. Für uns war dies nur der Einstieg bzw. die Einführung in die Reanimation. In einem der nächsten Schulböcke werden wir dann das Thema „Advanced Life Support” (kurz ALS) behandeln, das für unsere Arbeit im Rettungsdienst wichtig ist. Dies ist eine Reanimation mit erweiterten Massnahmen (z.B. Atemwegs-Sicherung, peripher-venöse Punktion, medikamentöse Therapie, usw.), die hauptsächlich von ärztlichem bzw. medizinischem Personal oder Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern durchgeführt wird.

Blutzucker-Messen ist ein routinemässiges Verfahren, das bei fast jedem Notfallpatienten durchgeführt wird, insbesondere dann, wenn eine unklare Bewusstlosigkeit vorliegt. Das Verfahren ist denkbar einfach. Dennoch müssen wir die korrekte und saubere Messung, mit all seinen Vorbereitungen, erlernen. Um den richtigen Ablauf zu üben, haben wir uns gegenseitig den Blutzuckerwert gemessen. Dabei haben wir das Verfahren mit der Punktierung am Finger bzw. am Ohr gewählt. Ich fand diesen Teil des Unterricht sehr interessant. Eine detaillierte Erklärung zur Durchführung einer Blutzucker-Messung und weitere wichtige Informationen zum Blutzucker werde ich in den nächsten Tagen in einem separaten Beitrag veröffentlichen.

Simulationsraum / -RTW Unsere Schule verfügt über einen top ausgerüsteten Simulationsraum, sowie über einen voll ausgerüsteten Simulations-RTW. Diese Woche durften wir bereits erste Erfahrungen damit machen. Uns wurde zuerst erklärt, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Danach hatten einige von uns die Gelegenheit, den Simulations-RTW und die top ausgebaute Simulationspuppe zu testen. Während zwei von uns mit einem Fallbeispiel im RTW beschäftigt waren, wurden die Handlungen über Kameras und Mikrofone aufgezeichnet und live in den Simulations- bzw. Zuschauerraum übertragen. Die anderen Studierenden konnten somit das laufende Fallbeispiel im RTW auf einer Leinwand live beobachten ohne das Fallbeispiel zu stören oder zu beeinflussen. Neben Bild und Ton, stehen den Beobachtern auch einige live gemessene Vitalparameter (Blutdruck, EKG, Sauerstoffsättigung, usw.) zur Verfügung. Die Zuschauer konnten sich dann ebenfalls Gedanken über den Zustand des Patienten machen. Die Fallbeispiele werden durch einen Dozenten im Regieraum gesteuert. Ich habe euch unten einen tollen Filmbeitrag von SRZ eingefügt, in dem die Möglichkeiten des Simulations-RTW nochmals genau erklärt und aufgezeigt werden.

Einführungswochen – Teil 2

Auch die zweite Einführungswoche war sehr abwechslungsreich und spannend. Neben einem weiteren Tag Stadtkunde, der Einführung in die Dienstplanung und das Ambulance Pad, standen auch ein Fahr- & Schleudertraining, sowie eine Pfeffersprayschulung auf dem Programm. Das Highlight war dann natürlich der erste Tag im richtigen Einsatz als Rettungssanitäter i. A..

Dienstplanung: Hier wurde uns erklärt wie die Dienstplanung genau funktioniert. Es ist von Vorteil, wenn man weiss, wie ein Dienstplan erstellt wird, wie und wo man die Ferien beantragen kann, usw. Doch wie sieht ein normaler Dienstplan in einem Rettungsdienst aus? Grundsätzlich hat jeder Rettungsdienst eine eigene Philosophie. In unserem Rettungsdienst arbeiten wir zweimal 12h am Tag. Danach habe wir einen Tag frei, gefolgt von zwei Nachtschichten à 12h. Anschliessend haben wir vier Tage frei (Wochenende). Neben den 12h-Schichten gibt es auch den Verleger-Dienst von 8.5h, welcher jeweils nur am Tag und von Montag bis Freitag stattfindet. Im Tagdienst (TD) bzw. Verlegerdienst werden hauptsächlich planbare Verlegungen von Spital zu Spital durchgeführt. In anderen Rettungsdiensten arbeitet man teilweise auch in längeren Schichten von 24h, oder sogar 36h. Hierbei spielt natürlich die Anzahl Einsätze pro Tag eine wesentliche Rolle. In ländlichen Regionen mit wenigen Einsätzen kann man eher in längeren Schichten arbeiten. In städtischen Regionen, in denen sich deutlich mehr Notfälle ereignen, arbeitet man in 12h Schichten.

Fahr- & Schleudertraining: Als Rettungssanitäter ist man ständig auf den Strassen und im dichten Verkehr unterwegs, und dies natürlich bei jeder Tages- und Jahreszeit. Besonders im Winter und bei nassen oder eisigen Verhältnissen sollte man sein Fahrzeug immer unter Kontrolle haben, und wissen wie es auf rutschigem Untergrund reagiert. Aus diesem Grund konnten wir ein Fahr- und Schleudertraining bei ASSB in Birmensdorf absolvieren. Die Schulung hatte einen kleinen Theorieteil und einen grösseren praktischen Teil.

Pfefferspray-Schulung: Leider bleibt auch der Rettungsdienst nicht von Angriffen verschont. Immer häufiger kommt es zu verbalen und körperlichen Übergriffen gegenüber Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter. Für viele ist diese Entwicklung sehr erschreckend und nicht nachvollziehbar, so auch für mich. Mit dieser Entwicklung müssen wir nun leben und uns entsprechend darauf vorbereiten. Wenn wir zu einem Notfall gerufen werden, hat unsere persönliche Sicherheit natürlich immer oberste Priorität. Ist die Lage angespannt, haben wir die Möglichkeit, die Polizei zu unserer Sicherheit und Unterstützung beizuziehen. Angespannte Situationen können wir oft mit einer ruhigen und gewaltfreien Kommunikation beruhigen. Sollten wir aber trotzdem in eine heikle Situation geraten, in der es uns nicht mehr möglich ist, rechtzeitig Verstärkung anzufordern, oder uns in Sicherheit zu bringen, haben wir als letzte Verteidigungsmöglichkeit unseren Pfefferspray. Der Einsatz des Pfeffersprays sollte aber immer als letzte Massnahme in Betracht gezogen werden. Den Umgang mit einem solchen Spray will aber gelernt sein. Aus diesem Grund haben wir eine halbtägige Schulung bei der Stadtpolizei Zürich besucht. Dort wurden wir über den korrekten Einsatz geschult und über die Folgen beim Einsatz eines Pfefferspray informiert. Es war sehr interessant, dennoch hoffe ich sehr, dass ich den Pfefferspray nie einsetzen muss. Meine Motivation ist es Menschen zu helfen, und nicht mich von Ihnen schützen zu müssen, indem ich den Pfefferspray zum Einsatz bringe.

Praktikum im RD: Mein erster Tag im offiziellen Dienst als Rettungssanitäter i. A. war sehr abwechslungsreich. Neben drei primären Einsätzen mit Sondersignal hatten wir auch zwei Verlegungen. Beim zweiten primären Einsatz wurde ich zum ersten Mal richtig gefordert, in dem ich zum ersten Mal bei einer Reanimation mithelfen musste. Für mich war dies eine neue Erfahrung. Die Situation war sehr ernst und ich habe zum ersten Mal den Stress eines lebensbedrohlichen Notfalls miterlebt. Es war sehr eindrücklich mitzuerleben, wie die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten (Rettungssanitäter, Notarzt, First Respond, Polizei) reibungslos funktionierte. Mir wurde dann auch sehr schnell bewusst, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe und ich noch viele Erfahrungen sammeln muss. Leider war die Reanimation erfolglos. Dies war ebenfalls eine neue Erfahrung für mich. Obwohl ich das ganze Geschehen aus nächster Nähe miterlebt habe, hatte ich keine Mühe dies zu verarbeiten. Nach ein paar Folgeeinsätzen hatten wir dann die Gelegenheit, den Einsatz in einem Debriefing kurz zu besprechen und allfällige Fragen zu klären.

Einführungswochen – Teil 1

Fängt man an einer neuen Stelle an, ist eine ordentliche Einführung unumgänglich. So ist es auch, wenn man als Studierender bei einem Rettungsdienst anfängt. Speziell bei Quereinsteiger, die keine medizinische Vorkenntnisse haben, ist eine saubere Einführung sehr wichtig.

Fast jeder Rettungsdienst stellt seine Studierenden bereits vor Beginn der Ausbildung an der Höheren Fachschule an, um die internen Abläufe zu erklären, wichtige Informationen zur Ausbildung abzugeben, sowie natürlich die erste Erfahrungen im eigenen Rettungsdienst zu sammeln.

Bei uns im Rettungsdienst haben die verantwortlichen für Aus- & Weiterbildung, sowie ein paar freiwillige ein tolles und sehr interessantes Einführungsprogramm für uns Studierenden zusammengestellt. Die Schwerpunkte in der ersten Woche waren die Einführung in die ICT, Stadt- & Materialkunde und die Besichtigungen der verschiedenen Spitäler und Wachen.

STADTKUNDE: Für mich als „nicht Zürcher” stellte vor allem die Stadtkunde eine Herausforderung dar. Wenn man aus einem ländlichen Gebiet (Liechtenstein ca. 40’000 Einwohner) kommt, und in eine Stadt wie Zürich (ca. 400’000 Einwohner) wechselt, ist dies eine grosse Herausforderung, vor allem als Rettungssanitäter im Rettungsdienst. Bei den ersten Fahrten durch die Stadt wurde mir sehr schnell klar, dass ich mich schnellstmöglich mit der Stadtkunde der Stadt Zürich beschäftigen muss. Es gibt unzählig viele Strassen, Plätze, und Brücken. Zudem kommen noch viele Einbahnen und Tramlinien hinzu. Am Dienstag waren wir den ganzen Tag mit einem Kleinbus unterwegs, um die Spitäler und Wachen abzufahren, dabei musste wir uns selbst organisieren und das Fahrzeug selber lenken. Uns wurde nur das Ziel vorgegeben, die Strecke mussten wir selber auf einem Stadtplan heraussuchen. Weil ich mich bereits einige Wochen zuvor mit einem Freund getroffen habe, der mir eine ausführliche Stadtführung gegeben hat, war ich bereits etwas vorbereitet. Ein paar wenige Strassen, Plätze, öffentliche Gebäuden, Brücken usw. waren mir daher bereits etwas bekannt. Dies half mir dann sehr bei der Orientierung in der Stadt. Bereits am Feierabend habe ich mich dann mit einem leeren Blatt Papier einem Stift an den Schreibtisch gesetzt und die ersten Erfahrungen und Erkenntnisse aufgezeichnet. So konnte ich den Tag nochmals repetieren und die Namen der Strasse und Plätze einprägen. Nach der ersten Woche fühle ich mich nun schon recht sicher. Nach den ersten Dienstabläufen Anfang Mai folgt dann eine interne Stadtkunde-Prüfung, die dann vor allem für die Freigaben der Blaulichtfahrten relevant ist.

MATERIALKUNDE: Wir konnten uns bereits mit dem Material und den Gerätschaften im RTW vertraut machen. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt in der Einführung, denn bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Wenn man dann das dringend benötigte Material nicht sofort findet, oder nicht weiss wie man ein Gerät bedient, ist das eine sehr schlechte Ausgangslage. Wir hatten zweimal einen halben Tag Zeit, unsere RTW’s und EA’s zu erkundigen und kennenzulernen. Dabei konnte wir die diversen Gerätschaften selbst ausprobieren. Wir konnten auch einige Fragen stellen, die uns dann verständlich erklärt wurden.

Stadt- & Materialkunde – Meine Tipps an dich:

  • Wenn du die Ausbildung in einer dir unbekannten Stadt / Region (wie z. B. Zürich) absolvierst, informiere dich bereits im Vorfeld über diese Stadt / Region, und besichtigt diese (wenn möglich mit jemanden der sich auskennt).
  • Setzt dich so früh wie möglich mit der Stadt / der Region auseinander. Je früher du mit ihr vertraut bist, desto sicherer bist du unterwegs. Du steigerst damit auch das Vertrauen der anderen Kollegen in dein Person.
  • Versuche auf ein leeres Blatt Papier die wichtigsten Orte, Strassen, Plätze, Flüsse usw. aufzuzeichnen. So ist der Lerneffekt grösser. Nimm wen nötig eine Karte zu Hilfe.
  • Mach dich so früh wie möglich mit dem RTW und den darin befindlichen Geräten und dem Material vertraut. Es ist wichtig, dass du die Geräte rasch bedienen kannst und weisst, wo sämtliches Material verstaut ist.