6. Schulwoche – Muskellehre, Fallbeispiele, Grundlagen Perfusoren, Grundlagen Blut- & Lymphsystem und die 2. OSCE-Prüfung

Die 6. und letzte Schulwoche war, wie die Woche zuvor, wieder sehr theorielastig. Die Themen waren aber sehr interessant, daher hat der Unterricht auch in der letzten Woche wieder sehr Spass gemacht.

Grundlagen Muskellehre

Wir haben die Grundlagen der Muskellehre kennengelernt. Jeder weiss was ein Muskel ist, und welches seine Aufgaben sind. Doch wir Rettungssanitäter wollen bzw. müssen es immer etwas genauer Wissen. Neben der aktiven Bewegung (Laufen, Halten) haben die Muskeln auch noch weitere Aufgaben, zum Beispiel die Wärmeproduktion. Durch die aktive Bewegung (mech. Arbeit)  entsteht auch Wärme als Nebenprodukt. Die hilft uns vor allem wenn wir kalt haben. Dann erzeugt der Körper mit den Muskeln (Kältezittern) bis zu 85% der Körperwärme. Neben den Aufgaben der Muskeln befassten wir uns auch u.a. mit den Eigenschaften der Muskulatur, den verschiedenen Muskelgewebsarten und deren Aufbau, sowie mit der Mechanik und der Namensgebung der Muskeln. Bis zu den Prüfungen im Juni müssen wir neben den oben aufgeführten Lernzielen, die rund 50 wichtigsten Muskeln auf deutsch und lateinisch benennen können. Dadurch ist das Thema „Muskulatur“ schon sehr anspruchsvoll.

Fallbeispiele

Am Dienstagnachmittag durften wir uns wieder an verschiedenen Fallbeispielen beweisen. Es ging in erster Linie wieder darum, ein sauberes und vollständiges Primary Survey (ABCDE-Schema) durchzuführen. Besonders im ersten Jahr wird auf diese Phase der Patientenbeurteilung und -betreuung sehr viel Wert gelegt, weil es sich hier um eine wichtige Grundlage im Rettungsdienst handelt. Für mich war dieser Nachmittag speziell, weil mein Berufsbildner (kurz BB) zu Besuch war. Unter den wachsamen Augen des Dozenten, meines BB’s und den Kollegen musste ich dann ein Fallbeispiel als Leader bestreiten. Besonders mein systematisches Vorgehen bei der Patientenbeurteilung und das kurze und prägnante Team Time Out (kurz TTO, oder 10s für 10min) wurde sehr positiv bewertet. Es gab aber auch konstruktive Kritik, die ich mir dann natürlich sehr zu Herzen nahm.

Grundlagen Perfusoren

Einen halben Tag haben wir uns noch mit den Spritzenpumpen, besser bekannt unter dem Namen Perfusor (geschützter Markenname), beschäftigt. Dies sind Geräte für die kontinuierliche Medikamenten-Verabreichung über eine bestimmte Zeit oder bei einer Dauerbehandlung. Sie kommen meistens auf Intensivpflegestationen (kurz IPS) zum Einsatz. Im Rettungsdienst kommen diese Geräte eher selten vor. Nur wenige Rettungsdienste haben eigene Spritzenpumpen auf ihren Fahrzeugen. Trotzdem müssen wir wissen, was diese Geräte können und wie man diese bedient. Im Unterricht konnten wir einen Perfusor vorbereiten und programmieren.

Grundlagen Blut- & Lymphsystem

In dieser Lektion haben wir die Grundlagen des Blut- und des Lymphsystems behandelt. Ich finde dieses Thema sehr interessant und habe mich daher auf diesen Unterricht gefreut. Es ist wie jedes andere Thema sehr umfangreich und man musste sich vorbereiten. Im ersten Teil haben wir uns neben den Aufgaben des Blutes, auch mit deren Zusammensetzung, den Blutbildern, den Blutzellen, der Hämostase (Blutstillung) und den Blutgruppen befasst.

Der zweite Teil handelte vom Lymphsystem. Das Lymphsystem ist ein Teil des Immunsystems und hat die Aufgaben, Gewebewasser, Eiweisse und Infektionserreger aufzunehmen und abzutransportieren. Es hat daher eine wichtige Aufgabe im menschlichen Körper. Im Unterricht haben wir die primären und sekundären lymphatischen Organe und deren Aufbau und Aufgaben kennengelernt.

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2. OSCE-Prüfung

Am letzten Tag des ersten Schulblocks hatten wir nochmals eine praktische Prüfung. Bei diesen OSCE-Prüfungen werden wir auf die korrekte Anwendungen von verschiedenen Skills geprüft. An der ersten Prüfung (4. Schulwoche) stand die korrekte Durchführung der BLS-AED auf dem Programm. An dieser zweiten Prüfung wurden wir auf folgende Skills geprüft:

  • Manuelle Manöver Airway
  • Wendel-Tubus
  • Guedel-Tubus
  • Absaugen

Neben der richtigen Handhabung mussten wir auch Fragen zu den Indikationen, den Kontraindikationen und den Gefahren beantworten. Das ganze war aber sehr überschaubar, und bereits nach 15min. absolviert. Dennoch sollte man diese OSCE-Prüfungen nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich entsprechend vorbereiten. Von den rund 30 Skills werden die wichtigsten ( 17 Skills/OSCE) an praktischen Prüfungen geprüft.

Die nächsten OSCE-Prüfungen finden Ende November statt. Dabei werden weitere 4 Skills geprüft. Dies sind die „stabile Seitenlage“, die „manuelle Blutdruckmessung“, die “Blutzuckermessung“, sowie den „Venösen Zugang“. In der praktischen Ausbildung im Rettungsdienst können wir diese Skills nun üben und trainieren.

4. Schulwoche – Hygiene, Techn. Rettung auf dem Übungsgelände und die ersten OSCE Prüfungen

Wegen des “Sechseläuten“, einer der höchsten Feiertage in Zürich, hatten wir am Montag frei und konnten ein langes Wochenende geniessen. Ich persönlich freute mich, nach zwei Wochen wieder einmal ein paar Tage Zuhause in Liechtenstein zu sein. Einige von uns trafen sich am Montag um zu lernen und üben, andere wiederum trafen sich in Zürich, um dem Treiben des “Sechseläuten“ mitzuerleben. In der verkürzten Woche standen wieder neue Themen auf dem Programm. Zudem wurden wir das erste Mal praktischen geprüft.

Hygiene im Rettungsdienst

Direkt nach dem verlängerten Wochenende starteten wir mit dem Thema “Hygiene”. Aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Thema im Rettungsdienst. Man könnte meinen, dass ein solcher Unterricht etwas trocken und langweilig daher kommt. Doch die Dozentin konnte mit ihrer lockeren und humorvollen Art, und der grossen Erfahrung, den Unterricht sehr spannend und interessant gestalten. Der Unterricht beinhaltete u. a. folgende Themen:

  • Persönliche Schutzausrüstung (kurz PSA), wie z.B. Schutzbrille, Handschuhe, Einweg-Untersuchungshandschuhe, Hygienemaske, usw.
  • Korrekte Anwendung der PSA
  • Hände waschen
  • Hände desinfizieren
  • Hautschutz & Hautpflege
  • Entsorgung (u.a. von Wäsche, Körperflüssigkeiten, Abfall)
  • Keime und Infektionen
  • Allgemeine Präventionsmassnahmen

Ich habe viel Neues bezüglich Hygiene dazugelernt, und erfahren, worauf ich in der praktischen Arbeit im Rettungsdienst achten muss.

Techn. Rettung auf dem Übungsgelände

Am Mittwoch verbrachten wir den ganzen Tag auf dem Übungsgelände und übten verschiedene Methoden der Personenbergung aus dem Fahrzeug. Im Fokus standen die Rapid Extrication (ohne Boa) und das KED. Aufgeteilt in vier Gruppen konnten wir diese Rettungsmethoden mehrmals durchführen und üben. Die Rapid Extrication Methode dient der schnellen Rettung eines kritischen Traumapatienten aus einem Auto. Gegenüber der Crash-Bergung wird bei der Rapid-Bergung der Patient möglichst schonend und achsengerecht aus dem Fahrzeug geholt. Die grössten Herausforderungen sind dabei die personellen Ressourcen. Im Rettungsdienst ist man meistens zu zweit unterwegs. Für eine schonende Bergung wären jeweils drei oder mehr ausgebildete Retter notwendig.

Die Bergung mit dem KED (Kendrick Extrication Device) ist eher eine veraltete Bergungsart und kommt nur noch selten zum Einsatz. Einige Rettungsdienste haben sich bereits von dieser Methode verabschiedet. Sie ist aufwendiger und beansprucht mehr Zeit für die Vorbereitungen. Daher ist sie nur für „nicht kritische“ Traumapatienten geeignet.

Vertiefungs-Unterricht

Wir haben bereits einige Skills kennengelernt und geübt. Am Donnerstag hatten wir nochmals die Möglichkeit, diese zu vertiefen und einige erweiterte Massnahmen kennenzulernen und zu studieren. Auch hier konnten wir wieder von den Erfahrungen der Dozenten profitieren. Konkret haben wir die erweiterten Behandlungsmethoden bei Verbrennungen, Amputationen und Knochenfrakturen kennengelernt und vertieft.

Wärmehaushalt (Naturw. Grundlagen)

Dies war ein weiterer interessanter Theoriebock in dieser Woche. Hier haben wir unter anderem gelernt, wie der menschliche Körper seine Temperatur reguliert, welche Methoden es für die Körpertemperatur-Messung gibt und warum wir eigentlich schwitzen. Dieses Thema ist für unsere Arbeit im Rettungsdienst sehr wichtig. Besonders im E des Primary Survey spielen die Körpertemperatur und der Wärmeerhalt eine wichtige Rolle. Vor allem verletzte, bewusstlose oder alkoholisierte Menschen sind von einer Unterkühlung gefährdet. Bei besonders stark unterkühlten Patienten müssen wir sehr schonend vorgehen, damit es nicht zum Bergungstod kommt. Aber auch bei der Überhitzung müssen wir die verschiedenen Arten (Hyperthermie, Hitzekollaps, Hitzeerschöpfung, Hitzeschlag) kennen und unterscheiden können, und wissen, wie wir dies behandeln müssen.

1. OSCE-Prüfungen (BLS-AED)

Am Freitag stand dann die erste praktische Lernkontrolle an. Dabei wurden wir auf die korrekte Anwendung der BLS-AED-Methode geprüft. Obwohl es eigentlich eine recht einfache und überschaubare Prüfung war, waren wir doch alle ein wenig aufgeregt (im positiven Sinn natürlich). Bei der BLS-AED (Basic Life Support – Automated External Defibrillator) handelt es sich um die einfache Herz-Lungen-Wiederbelebung, quasi die Laien-Reanimation. Wir haben in unserer weiteren Ausbildung nur noch sehr wenig damit zu tun. Wir als angehende dipl. Rettungssanitäter wenden im Einsatz den ALS (Advanced Life Support) ein, eine professionelle Methode mit erweiterten Massnahmen.

Diese OSCE-Prüfung wurde im 2er-Team absolviert. Es gab zwei Durchgänge, wobei jeder einmal den Lead übernehmen musste. Man wurde jeweils nur in der Leader-Position bewertet. Ziel war es, ein Fallbeispiel entsprechend einer vorgegebenen Checkliste abzuarbeiten. Diese Checkliste mussten wir natürlich auswendig lernen und stand uns beim Fallbeispiel (Prüfung) nicht zur Verfügung. Die Checkliste beinhaltete u.a. ein Scene Assessment, General Impression, erkennen eines Herzkreislauf-Stillstand, die korrekte Durchführung der Reanimation, das Erkennen eines ROSC’s (Return of spontaneous circulation), Kommunikation mit dem Teampartner usw.

Die nächste OSCE-Prüfung findet in der 6. und somit letzten Schulwoche von diesem ersten Schulblock statt. Dann werden folgende Skills geprüft: Güdeltubus, Wendeltubus, manuelle Manöver Airway und Absaugung.